Eintritt frei
Goethes ‚West-östlicher Divan‘ ist ohne ‚Suleika‘ und ohne Marianne von Willemer nicht denkbar. Dass dahinter aber auch ein Mann steht, der bisher wenig beachtet worden ist, soll bei dieser Matinee deutlich werden. Das Theaterstück ‚Willemers Stunde‘ von Michael Kleeberg wird in Form einer kommentierten szenischen Lesung als Vorpremiere gezeigt.
Anlass ist der ‚Willemersche Familientag‘: Der Frankfurter Bankier, Politiker und Autor Johann Jakob Willemer (1760-1838), der sich der jungen Schauspielerin Marianne Jung angenommen hatte und sie schließlich heiratete, hat Nachkommen, die sich in Frankfurt am Main treffen. Sie laden herzlich zu der Veranstaltung im Freien Deutschen Hochstift ein.
Johann Jakob Willemer steht sonst immer im Schatten seiner Frau Marianne und seines Freundes Goethe. Der Schriftsteller Michael Kleeberg, der die Konstellation dieser drei schon in seinem Roman ‚Der Idiot des 21. Jahrhunderts‘ thematisiert hat, hat ein Theaterstück mit dem Titel ‚Willemers Stunde‘ verfasst. Darin wird Johann Jakob Willemer zum ersten Mal als derjenige gezeigt, der Goethes größtes lyrisches Projekt, den ‚West-östlichen Divan‘, überhaupt erst ermöglicht hat. Willemer stellte Goethe den geschützten Raum zur Verfügung, die Gerbermühle, in dem er ungestört arbeiten konnte, er sorgte für einen fürstlichen Aufenthalt, in dem es dem Dichter weder an leiblichen noch an geistigen Genüssen fehlte, und vor allem stellte er ihm seine Frau zur Verfügung. Denn Goethe musste, auch noch als fast Siebzigjähriger, in Liebe entbrannt sein, um seine besten Gedichte schreiben zu können. Und Marianne von Willemer, die Gastgeberin, wurde so zur Muse, und mehr noch: zur kongenialen Co-Autorin des Divan. Dass diese Konstellation in all ihrer grandiosen Fragwürdigkeit nicht unproblematisch sein konnte und das Ehepaar zwang, sich mit sich selbst und ihrem Verhältnis zu Goethe auseinanderzusetzen, ist das Thema dieses Zweipersonenstücks mit Goethe als abwesendem Schiedsrichter.
‚Willemers Stunde‘ wird im Frühjahr 2026 im Theater Kempten uraufgeführt, aber die Veranstaltung beim Willemerschen Familientag bietet den Zuschauern eine exklusive kommentierte szenische Lesung als Vorpremiere.
Hans Piesbergen spielt Willemer, Antonia Welke Marianne, und die Intendantin des Theaters Kempten, Silvia Armbruster, führt Regie.