5 €
Die Vereinnahmung Goethes durch den Zeitgeist und das deutschtümelnde Pathos der Nationalsozialisten war Thomas Mann in den 1930er Jahren so unerträglich, dass er etwas dagegensetzen musste: Er schuf mit ‚Lotte in Weimar‘ einen hochartifiziellen Roman, in dem er sich in sechs Kapiteln Kreis um Kreis dem Weimarer „Zentralgestirn“ nähert und dann im berühmten 7. Kapitel in Goethes Kopf hineinspringt. Erst im 8. Kapitel kommt es zur Begegnung zwischen der inzwischen 63-jährigen Charlotte Kestner (geborene Buff) und Johann Wolfgang Goethe. Sie hatten sich 44 Jahre zuvor in Wetzlar kennengelernt und einander nie wieder gesehen. Doch Goethe hatte aus der Begegnung das Material für den Briefroman ‚Die Leiden des jungen Werthers‘ geschöpft, dem ein beispielloser Erfolg beschieden war. An diesem Nachmittag soll ein kleines Stück von ‚Lotte in Weimar‘ gegenwärtig werden.