Eigentlich ist der 22-jährige Johann Wolfgang Goethe 1772 in Wetzlar, um ein Praktikum am Reichskammergericht zu absolvieren. Doch dann lernt er die 19-jährige Charlotte Buff kennen – eine Begegnung mit ungeahnten Folgen für alle Beteiligten. Denn zurück im Elternhaus in Frankfurt am Main verarbeitet Goethe die Wetzlarer Ereignisse zu einem Roman, der im Herbst 1774 unter dem Titel ‚Die Leiden des jungen Werthers‘ auf den Markt kommt und die Sensation der Leipziger Buchmesse wird. Begeistert gefeiert, aufs heftigste kritisiert, geliebt und verschlungen, verrissen und verboten, der ‚Werther‘ wird Kult – und in viele Sprachen übersetzt.
Die internationale ‚Werther‘-Abteilung der Stadtbibliothek Wetzlar präsentierte im vergangenen Jahr eine Schau mit Übersetzungen in 64 Sprachen, die nun am Ort, an dem Goethe im Frühjahr 1774 seinen Briefroman niederschrieb, ergänzt durch einen historischen Teil zur Erfolgsgeschichte von Goethes erstem „Bestseller“, gezeigt wird. Erst mit dem ‚Werther‘ betrat die deutsche Literatur die Bühne des europäischen Romans und löste einen internationalen ‚Werther‘-Kult aus. Und wo ließe sich diesem Phänomen besser nachspüren als im Frankfurter Goethe-Haus, in jener Stadt, in der so viele Sprachen und Kulturen aufeinandertreffen. Hier lässt sich erleben, welche Farbe Lottes Schleifen in Amharisch, Japanisch oder Dänisch haben, und wie der berühmte erste Satz des Prologs in anderen Sprachen klingt.
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Videos zur Ausstellung und Ausstellungseröffnung
https://www.youtube.com/playlist?list=PLP72UXuydXKXyCslHFU2YpyCulVsfkaIJ